Aber ich würde Kritik an den USA kaum als übertrieben ansehen... Ebenso ist Kritik an Russland und Putin vollkommen gerechtfertigt. Es ist wohl leider so, dass keine der beiden Seiten die Richtige ist.
Ich würde mir wünschen Europa würde eine eigenständige Position entwickeln, statt ständig parteiisch auf Seiten der USA zu stehen. Um ehrlich zu sein, ich mag die USA. Sie produzieren die besten Filme und Serien. Die Gesellschaft ist wohl die vielfältigste der Welt. Und auch ich teile den Traum der offenen weiten Straße

Ihre Außenpolitik und die rücksichtslose Durchsetzung eigener Interessen überall auf der Welt, zu Lasten der ärmsten und den Armen, bei gleichzeitigem Anspruch das "gelobte Land" zu sein, verpassen dem ganzen aber einen faden Beigeschmack und machen sie zu einem moralisch fragwürdigen Partner.
Gerne wird hier der Vergleich zu Nazideutschland oder zur UdSSR unter Stalin, welche, was auch stimmt, wesentlich schlimmere Verbrechen begangen haben. Doch der Vergleich ist mmn. schwach. Nazideutschland existiert nicht mehr. Die UdSSR existiert nicht mehr. Die meisten deutschen Hauptkriegsverbrecher wurden hingerichtet. Mit Stalin wurde direkt nach seinem Tod abgerechnet(stärker nach innen als nach außen und ja der Stalinkult besteht in Russland trauriger Weise fort, aber trotzdem). Die USA sind immer noch das gleiche Land, ein Land welches auf eine Geschichte stolz ist, die zu einer Hälfte von Sklaverei und zu 2/3 von staatlich unterstütztem Rassismus geprägt ist. Nicht das das mein Hauptkritikpunkt wäre, diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Nein, aber man kann den USA leider wirklich massive Verfehlungen anlasten insbesondere in der zweiten Hälfte der 20 Jahrhunderts.
Schon aus dem Kopf fallen mir folgende Punkte ein, wobei es sich hier um Dinge handelt, welche durch die US-Regierung, bzw. beteiligte Personen selbst bestätigt sind:
- Sturz einer demokratischen Regierung im Iran, Installation der brutalen Schah Diktatur
- völkerrechtswidrige Intervention in Laos, massive Bombardierung der Tonkrugebene mit Folge der Vernichtung der dortigen Bevölkerung, weitere Kriegsverbrechen in Laos
- Sturz der demokratischen Allende Regierung in Chile, Installation einer Diktatur, Aufstellung von "Todeslisten"
- völkerrechtswidriger (sinnloser) Einmarsch in Grenada
- Unterstützung des Apartheit Regimes als "Bollwerk gegen den Kommunismus"
- Anheizen der Bürgerkriegs in Mosambik
- Eingriff in Nicaragua, schwere Menschenrechtsverletzungen, Versuch der systematischen Zerstörung der Infrastruktur
- Unterstützung beider Seiten im Iran-Irak Krieg
Das ist nur ein kleiner Auszug, es wurden zahlreiche Regierungen gestürzt und bösartige Regime unterstützt.
Die USA entscheiden sich selektiv dort in einen Konflikt einzugreifen, wo es ihren Interessen entspricht und nicht aus Liebe zu den Menschen. Es ist nicht überraschend. Die meisten Staaten, wenn nicht alle, würden wohl so handeln, wenn sie die Möglichkeit hätten. Nur möchte ich sagen, dass man Kritik an den USA nicht ständig stupide als Anti-Amerikanismus abstempeln sollte. Ebenso finde ich falsch dadurch zu versuchen zu beschwichtigen, dass andere schlimmer sind. Zum einen sind Zusammenhangslose Verbrechen anderer keine Rechtfertigung für eigene Verbrechen. Zum anderen kenne ich kein Land, welches nach dem zweiten Weltkrieg mehr Tote außerhalb ihres eigenen Herrschaftsbereichs zu verantworten hat als die USA.
Das alles ist kein Grund nicht mit den USA zusammenzuarbeiten und besonders wir Deutschen sollten hier vorsichtig sein, da sie nach dem 2.WK wohl das einzige Land waren, dass, ob aus eigenen Interessen oder nicht, Interessiert war, dass es in Deutschland einen schnellen Wiederaufbau gibt.
Deutschland hat den USA viel zu verdanken und das weiß ich zu schätzen. Trotzden würde ich mich von ihren Handlungen distanzieren und es meiden alle ihre Aktionen zu verteidigen.